Was macht nun aber eine Orthoptistin genau und wie kommt man dazu, ausgerechnet diesen Beruf zu wählen? Wir haben mit Eva-Maria Heinze gesprochen – was zu ihrer Berufswahl führte, was ihre Tätigkeit besonders macht und warum die Orthoptik für sie nicht nur Beruf, sondern auch Berufung ist.
Der Begriff „Orthoptik“ leitet sich vom Griechischen ab und bedeutet so viel wie „Geradesehen“. So liegt auch auf der Hand, dass eine Orthoptistin ihrem Tagwerk beispielsweise in einer Praxis für Augenheilkunde nachgeht – oder eben in einer Rehaklinik.
Eva-Maria Heinze interessierte sich eigentlich für eine Ausbildung zur Logopädin, gelangte während der schulischen Berufsfindungsphase jedoch über Umwege bei der Orthoptik, die noch heute eine Frauen-Domäne ist. Sie informierte sich, interessierte sich und lernte schließlich an der Lehranstalt für Orthoptisten an der Universitätsklinik Gießen.
Besonders gefällt ihr die Vielseitigkeit ihrer Tätigkeit: „Jeder Patient und jedes Krankheitsbild ist vollkommen anders. Das macht meine Arbeit äußerst spannend. Patienten mit ihren ganz individuellen visuellen Problemen zu helfen, ist tagtäglich Herausforderung und Motivation zugleich.“
Welche Rolle spielt die Orthoptik in der Reha?
„Typische Patienten, die sich bei einer Orthoptistin in Behandlung begeben, leiden etwa unter Sehstörungen, Lesestörungen, Gesichtsfeldausfällen, Orientierungsschwierigkeiten, Schwindel oder Doppelbildern infolge von Augenmuskellähmungen. Die Ursachen derartiger Beschwerden können sehr vielfältig sein – beispielsweise auch ein Schlaganfall oder eine Hirnblutung. Und eben solche werden in einer neurologischen Rehabilitations-Einrichtung wie der Helios Klinik Schloss Pulsnitz behandelt und therapiert“, erklärt sie. So schließt sich der Kreis.
In der Klinik ist sie Teil eines interdisziplinären Teams, das für jeden Patienten ein individuelles und ganzheitliches Therapiekonzept erarbeitet. Die Arbeit von Eva-Maria Heinze beginnt dann mit einer umfangreichen orthoptischen Diagnostik. Dazu zählt insbesondere eine ausführliche Anamnese. Dabei wird der Patient befragt und untersucht, sodass ein Gesamtbild der vorhandenen visuellen Einschränkungen und Probleme entsteht. Zur Basisdiagnostik zählen beispielsweise die Sehschärfenbestimmung in Ferne und Nähe, die Gesichtsfeldprüfung sowie die Prüfung der Augenbewegungsfähigkeit.
Im Anschluss können die Beratung des Patienten und nicht zuletzt auch die Therapie beginnen. Therapiert werden beispielsweise Störungen des ein- oder beidäugigen Sehens oder auch Augenbewegungsstörungen – das alles geschieht stets in Abstimmung mit den anderen Fachbereichen. So sieht für sie ein ganz normaler Tag aus. Nahezu ebenso vielfältig wie die Ursachen sind auch die Ziele einer orthoptischen Rehabilitation: „Die orthoptische Reha zielt auf die Optimierung der noch vorhandenen Sehleistung ab. In der Praxis kann dies ganz unterschiedlich aussehen und ist sehr individuell. Klassische Ziele orthoptischer Rehabilitation reichen etwa von der Beseitigung von Doppelbildern bis hin zur Rückgewinnung der Lesefähigkeit oder auch zur Hilfe im Umgang mit visuellen Einschränkungen, die sich möglicherweise nicht mehr gänzlich korrigieren lassen.“
Dass ihr Beruf zu den unbekannteren zählt, stört Eva-Maria Heinze nicht. Ganz im Gegenteil, denn so hat man zumindest immer etwas zu erzählen. Vor allem auch aus einem Grund ist sie froh und glücklich, bei der Helios Klinik Schloss Pulsnitz gelandet zu sein: „Mein Bereich wurde in der Klinik erst neu etabliert. Daraus ergeben sich natürlich auch tolle Möglichkeiten der Mitgestaltung. Das möchte ich nutzen“.