Tanzen gegen das Vergessen

Tanzen gegen das Vergessen

Damp

Je älter die Menschen werden, desto wichtiger ist es, durch eine gesunde Lebensweise Krankheiten vorzubeugen. Demenz gehört zu denjenigen Krankheiten, die mit steigendem Alter deutlich häufiger auftreten als in frühen Lebensjahren. Mehr als eine Millionen Menschen in Deutschland leben mit Demenz.

Wer früh beginnt, auf sich zu achten und körperlich aktiv zu bleiben, kann den Prozess des schleichenden Gedächtnisverlustes vermeiden oder zumindest verlangsamen. Eine Möglichkeit, dem Vergessen entgegen zu wirken: Tanzen – es trainiert das Gehirn optimal!

Eins, zwei, drei – vor, seitwärts, zurück und ran: Wer erinnert sich nicht an seine erste Tanzstunde, an den Plausch mit dem Tanzpartner und an die Konzentration, der Schrittfolge des Tanzlehrers zu folgen und sie sich  genau einzuprägen. Insgesamt vier Faktoren sorgen für geistige Fitness im Alter: Neben der richtigen Ernährung und geistiger Aktivität kombiniert das Tanzen ideal die beiden wichtigen Bausteine Bewegung und die Pflege sozialer Kontakte. „Tanzen ist damit ein optimales Ausdauertraining, um Demenz vorzubeugen. Das Entscheidende ist, dass mehrere Kompetenzen gleichzeitig abgerufen werden: Rücksicht und Empathie für den Tanzpartner, die Musik wirkt sich positiv auf die Gefühlswelt des Tänzers aus und die gerade erlernten Schritte müssen sofort selbst ausgeführt werden“, erläutert Dr. med. Birgit Hildebrandt, Internistin und Leiterin des Helios Prevention Centers in Berlin.

Hirnzellen erneuern sich bedarfsorientiert, das heißt, alles, was nicht gebraucht wird, geht verloren. „Der Spruch ´use it or loose it´ trifft nicht nur auf die Muskulatur zu, sondern vor allem auf die geistigen Fähigkeiten. Prävention bedeutet hier, etwas Neues kennenzulernen, auszuprobieren und anzuwenden“, betont Hildebrandt. „Beim Tanzen gilt deshalb: Einfach öfter den Tanzpartner wechseln, denn jeder neue Partner erfordert neues Einfühlungsvermögen und bietet die Chance auf gesunde Reize für das Gehirn.“Die schwungvollen Bewegungen steigern nicht nur die Durchblutung im Gehirn, sie bringen auch mehr Sauerstoff in die Zellen und verbessern so die Konzentration und die Gedächtnisleistung. Der taktvolle Ausdauersport lässt den Blutdruck sinken und damit das Risiko, dement zu werden. Musik wirkt wie Medizin, wenn sie trotz Gedächtnisverlust für das Hier und Heute Gefühle wach ruft, wenn der Rhythmus alter Schlager und Bewegungsabläufe Erinnerungen aus der Jugend weckt. „Gesellig sein, Menschen kennenlernen, sich unterhalten und zeitgleich dabei die Abläufe von Walzer, Tango und Co. Koordinieren - das ist die gesundheitsfördernde Hirnleistung“, betont Internistin Dr. Birgit Hildebrandt. Die gemeinschaftliche Interaktion fordert Körper und Geist, fördert Wohlbefinden und verhindert Einsamkeit, die – laut einer US-amerikanischen Studie aus dem Jahr 2010 – so schädlich ist, wie Rauchen, Übergewicht und Bluthochdruck.

Wie bei dem Volksleiden der Herz-/ Kreislauferkrankungen spielt Ernährung auch bei der Prävention von Demenz eine entscheidende Rolle. Eine Langzeitstudie belegt: wer konsequent mediterran isst, senkt sein Risiko für Demenz. Die Kost sollte abwechslungsreich sein und aus Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Getreide, Fisch und Olivenöl bestehen. Die ungesättigten Fettsäuren halten nicht nur die Gefäße elastisch, sondern wirken zudem zellschützend. Folsäure und B-Vitamine hemmen den Abbau von Gehirnzellen. Hilfreich sind Orangen, Bananen, Kirschen, grünes Blattgemüse, Kohl, Pilze und Nahrungsmittel aus Vollkorn. Zu guter Letzt ist geistige Aktivität zur Vorbeugung entscheidend. Eine Fremdsprache lernen, Schach spielen, lesen und sich im Anschluss mit jemanden kritisch über den Inhalt auseinandersetzen, musizieren oder malen ist das optimale Training, um Synapsen – Verbindungen zwischen den Nerven – auszubilden und mehr Nervenzellen miteinander zu verknüpfen.

Dr. med. Birgit Hildebrandt, Internistin und Leiterin der Helios Prevention Centers in Berlin-Buch und Berlin-Zehlendorf:

Fünf Bausteine zum Schutz des Gehirns und zur Prävention von Krankheiten

  • Tanzen Sie! Es stimuliert die Nervenzellen aufgrund verschiedener Reize und zeitgleicher Aufgaben und bietet körperliches Ausdauertraining.
  • Pflegen Sie Kontakte und unternehmen Sie gemeinsam etwas mit Familie, Freunden, Kollegen und Bekannten.
  • Essen Sie mediterran: Fisch, Obst und Gemüse
  • Seien Sie geistig aktiv: lernen Sie etwas Neues, woran Sie Spaß haben, entdecken Sie ein geliebtes Hobby, lesen Sie regelmäßig Zeitungen und Bücher.
  • Achten Sie auf regelmäßigen und ausreichenden Schlaf.