„Man denkt immer: sowas passiert nur den anderen.“ sagt Andreas Kaden nachdenklich. Das der junge Mann sehr viel Glück hatte, wird ihm erst langsam bewusst. Der 34-jährige Brandenburger arbeitete im Straßenbau und fühlte sich körperlich top fit. Dass sich seine Erkrankung bereits bemerkbar machte, wollte er nicht wahrnehmen. Bereits Wochen vor dem Tag Anfang Dezember verspürte er, wie er sagt „Panik“. Immer wieder begleiteten ihn Angstzustände gepaart mit vegetativen Symptomen, wie Herzrasen, Schwitzen und Zittern. Dazu kamen starke Kopfschmerzen, die das Denken unmöglich machten und mit klassischem Kopfschmerzen nicht zu vergleichen waren. Die üblichen Kopfschmerzmittel halfen nicht. Aber so plötzlich wie die Kopfschmerzen kamen, verschwanden sie auch wieder. Andreas Kaden schob es auf den Stress, der beruflich und privat auf ihm lastete und da nicht sein kann, was nicht sein darf, ging das Leben weiter.
Bis zum 2. Dezember 2016. Beim freitäglichen Fußballtraining überrollte ihn der Kopfschmerz förmlich. Ihm wurde schwindlig, übel, das Gehirn wurde heiß und fühlte sich an, als würde es zerfließen. Die Freunde alarmierten den Rettungsdienst. Von da an stand für Andreas Kaden die Zeit still.
Im Krankenhaus in Senftenberg wurde die Diagnose gestellt – ein gerissenes Aneurysma. Zur Operation wurde er nach Cottbus verlegt. „Ich hatte keine Zeit einen klaren Gedanken zu fassen oder gar Angst zu haben. Es ging alles so unglaublich schnell. Ich konnte mir kaum vergegenwärtigen was ich habe, geschweige denn was es bedeutet.“ sagt Andreas Kaden im Nachhinein. In Cottbus konnte er die Diagnosestellung und die Operationsvorbereitung mit verfolgten. Mit Hilfe eines Kontrastmittels wurden die geschädigten Areale im Gehirn sichtbar. „Das war interessant aber ich hatte immer das Gefühl, das bin nicht ich, um den es hier geht.“ Die Operation überstand er recht gut. Beim zweiten Weckversuch sprach sein Köper schließlich an. Schnell konnte er von der Atemunterstützung befreit werden. „Ich weiß noch, wie mich ständig jemand fragte wer ich bin, wie alt ich bin und welcher Tag heute ist - ich empfand das als vollkommen albern.“ Er war in der Lage sich zu bewegen. Die Sprache kam langsam wieder.
Wieviel Glück er hatte, wurde ihm erst bewusst, als ein Arzt ihm bescheinigte, dass es hätte auch ganz anders ausgehen können.
„Leider kann man das Glück nicht wirklich als Glück empfinden.“ meint Andreas Kaden im Nachhinein. „Vielmehr muss man einsehen, eben nicht „unkaputtbar“ zu sein. Man trägt nun eine gefühlte Sollbruchstelle im Kopf umher und das verändert die gesamte Einstellung zum Leben.“
Für die HELIOS Klinik in Pulsnitz entschied er sich, wegen der Nähe zu seinem Heimatort und vor allem auch wegen der familiären Atmosphäre. „Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Therapeuten geben ihr Bestes und es macht Spaß an sich zu arbeiten.“ Andreas Kaden kam mit Störungen des Gleichgewichts, reduzierter Kraft und leichten Sprach- und Wortfindungsstörungen nach Pulsnitz.
Daran orientiert sich auch sein Therapieplan. Schwerpunkt bildet dabei das Wiedererlangen der Kraft und des Gleichgewichts. Die Sprachtherapie ist ein ebenso wichtiger Bestandteil der Rehabilitation. Entspannungsübungen und die neuropsychologische Therapie zur Krankheitsbewältigung helfen ihm seinen, wie er sagt, zweiten Lebensabschnitt zu beginnen.
„Ich habe gelernt mehr auf mich zu achten, die Signale meines Körpers wahrzunehmen. Ich verstehe die Erkrankung als Warnschuss. Meine Aufgabe ist es jetzt mich auch beruflich neu zu finden. Ganz entscheidend wird das Abschlussgespräch mit den Ärzten hier sein. Dann weiß ich, was ich wieder darf bzw. was ich nicht darf. Natürlich hat man Respekt vor dem was kommt, aber vielleicht ist es auch eine Chance für etwas ganz Neues.“