Warum ist die Musiktherapie in der psychiatrischen Behandlung wichtig?
Jeder Mensch reagiert auf Musik. Sie löst Gefühle aus und bringt sie zum Ausdruck. Ich will an genau dieses Gefühl kommen, es greifbar machen und zu Tage fördern. Das ist gerade bei Patienten wichtig, die wegen Depressionen, Schizophrenie oder Suchterkrankungen in Behandlung sind. Sie können meistens ihre Gefühle nicht zulassen. Die Musik schafft einen angstfreien Raum.
Was ist mit Patienten, die kein Instrument spielen?
Musizieren kann jeder. Wer kein klassisches Instrument beherrscht, bringt trotzdem eins mit: die Stimme. Sie ist das erste Instrument, das wir beherrschen, noch vor dem Sprechen.
Wie läuft die Musiktherapie ab?
Die Therapie ist vielfältig. Wir haben einen Raum mit Lichtspiel zur Entspannung und einen weiteren Raum mit zahlreichen Instrumenten. Da ist vom Klavier über die Trommel bis zur Rassel alles dabei. Wir therapieren sowohl stationär als auch ambulant, immer einem klaren Konzept folgend: der rezeptiven Musiktherapie. Die Patienten hören und fühlen die Musik, sie sollen selbst ein Instrument in die Hand nehmen.
Musiktherapie erfordert viel Feingefühl und Empathie. Wie trennen Sie diesen emotionalen Beruf von Ihrem Privatleben?
Gar nicht. Ich engagiere mich auch in meiner Freizeit und unternehme Ausflüge mit meinen ambulanten Patienten. Wir besuchen Museen oder Konzerte. Wenn ich abschalten will, widme ich mich der Malerei.
Es gibt relativ wenige Musiktherapeuten. Wie stehen Sie dazu?
Ich wünsche mir für die Zukunft, dass mehr Menschen eine Ausbildung in der Musiktherapie machen. Der Bedarf an Therapeuten ist groß, die Möglichkeiten sind vielfältig. Quasi jeder Fachbereich eignet sich. Davon kann jeder Patient nur profitieren.