Informationen über Parkinson – das versprachen sich die Besucherinnen und Besucher des Vortrags am vergangenen Mittwoch in der Helios Klinik Bad Berleburg. Und sie wurden nicht enttäuscht: Knapp eine Stunde referierte Dr. Dietmar Schäfer, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Neurologie in den Helios Rehakliniken Bad Berleburg, über die als Schüttellähmung bekannte neurologische Erkrankung, die eine der häufigsten in Deutschland ist. Über 300.000 Menschen sind bundesweit von der Parkinsonkrankheit betroffen, die in einem Verlauf von 15 bis 30 Jahren fortschreitet und derzeit noch nicht heilbar ist. „Parkinson ist nicht tödlich“, erklärt Dr. Schäfer. „Begleiterkrankungen wie Lungenentzündungen oder Stürze mit Schädelhirntrauma führen jedoch häufig zu einem früheren Versterben der Patienten.“
Das Krankheitsbild ist bereits seit 200 Jahren bekannt und wurde erstmalig von James Parkinson beschrieben, dem die Krankheit ihren Namen verdankt. Die ersten Krankheitsanzeichnen äußern sich erst, nachdem bereits 90 Prozent bestimmter Nervenzellen im Gehirn abgestorben sind und sich dadurch motorische Symptome wie Bewegungsarmut, Zittern, Muskelstarre und ein unsicheres Gang- und Bewegungsbild bemerkbar machen. Dr. Schäfer: „Bei den vier genannten Symptomen handelt es sich um die Kardinalsymptome, die wir in der Fachsprache Akinese, Rigor, Tremor und posturale Instabilität nennen. Treten diese gleichzeitig auf, gilt die Parkinsondiagnose als gesichert.“ Eine apparative oder labormedizinische Diagnostik ist zur Bestätigung der Parkinsondiagnose oftmals nicht notwendig. „Weder auf den Computertomografie- oder Kernspintomografiebildern noch an Blutwerten können wir ablesen, dass eine Parkinsonkrankheit vorliegt. Um diese zu diagnostizieren ist eine motorische Untersuchung ausreichend.“ Dennoch werde mindestens einmal eine Computertomografie angefertigt, um andere Ursachen für die Symptome, wie beispielsweise einen Schlaganfall, auszuschließen.
Morbus Parkinson verläuft chronisch. Je nach Ausprägung der Symptome wird das Krankheitsstadium anhand der Hoehn- und Yahr-Skala eingestuft: Diese umfasst fünf Stadien, wovon das Erste den Beginn der Erkrankung darstellt, in dem wenig Beschwerden auftreten, bis hin zu der fünften Phase, in der eine deutliche körperliche Behinderung vorliegt. Doch wie entsteht Parkinson? „Das können wir heute noch nicht genau sagen. Es gibt derzeit vielversprechende Forschungsansätze, die eine Abbaustörung eines Eiweißkörpers der Nervenzellen in den Fokus nehmen. Es ist gut vorstellbar, dass auch der Darm in der Entstehung der Krankheit eine Rolle spielt. Die Forschungsmethoden sind kompliziert in der Durchführung, so dass schnelle Ergebnisse nicht zu erwarten sind“, so Dr. Schäfer. Als gesichert gilt, dass ein Mangel des Botenstoffs Dopamin die Krankheitssymptome auslöst, da er ein Ungleichgewicht in der Hirnchemie verursacht. Dopamin ist an der Bewegungssteuerung beteiligt, so dass sich ein Dopaminmangel als Bewegungserkrankung bemerkbar macht.
Hier setzen die gängigen Therapieverfahren an: „Patienten, die an Parkinson leiden, reagieren immer auf eine Dopamin-Gabe“, weiß Dr. Schäfer. „Reagiert der Körper mit einer mindestens 70 prozentigen Verbesserung der Symptome auf ein dopaminhaltiges Medikament, liegt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Parkinsonerkrankung vor.“ Aufgrund möglicher Nebenwirkungen, die die so genannten L-Dopa-Präparate auslösen können, darunter Übelkeit, Schwindel oder Halluzinationen, ist eine engmaschige ärztliche Begleitung und eine individuelle Anpassung der Medikamentendosis notwendig. Neben den konservativen Therapieansätzen bietet vor allem der so genannte Hirnschrittmacher viele Vorteile für Parkinsonpatienten. „Die tiefe Hirnstimulation, bei dem zwei Sonden in das Gehirn eingebracht werden, funktioniert bei einem Teil der Parkinson-Patienten hervorragend!“ sagt Dr. Schäfer. Der Eingriff sei bereits in vielen deutschen Krankenhäusern Routine und würde nach einer Prüfung durch die Krankenkasse auch von dieser finanziert. Zudem empfiehlt Dr. Schäfer Bewegung: „Der Bewegungsarmut und der Muskelstarre begegnen Parkinsonpatienten am besten, wenn sie mit gezielten Übungen gegen diese angehen.“ Neben Sport eignen sich physiotherapeutische und logopädische Therapieansätze, wie z.B. die LSVT-Therapien (Lee Silverman Voice Treatment) BIG und LOUD. „Beiden Therapieformen liegt der Gedanke zugrunde, dass Sie kleiner werdenden Bewegungen am besten mit großen Bewegungen begegnen.“ Eine frühzeitige, gut eingestellte Medikation, kontinuierliche Bewegung und eine regelmäßige ärztliche Kontrolle sowie eine medizinische Rehabilitation können den Verlauf der Parkinsonkrankheit positiv beeinflussen.
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