Aus der Gerüchteküche: Fünf Ernährungsmythen aufgedeckt

Aus der Gerüchteküche: Fünf Ernährungsmythen aufgedeckt

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Einige Ernährungsmythen sind inzwischen entlarvt, etwa über den Eisengehalt in Spinat oder die Wirkung von Karotten gegen Kurzsichtigkeit. Aber es gibt eine Reihe weiterer Irrglauben zum Thema Ernährung und Gesundheit, die sich hartnäckig halten. Fünf Beispiele.


Ist Fruchtzucker ein gesunder Zuckerersatz?

"Mit Fruchtzucker gesüßt" – wer dies auf einer Lebensmittelverpackung liest und beim Verzehr des Produkts denkt, er tue seinem Körper etwas Gutes, irrt. Zwar ist Fruchtzucker (Fruktose) in seiner natürlichen Form in Obst und Gemüse empfehlenswert. Doch wenn Fruktose als Ersatz für herkömmlichen Haushaltszucker (Saccharose) in Nahrungsmitteln angereichert wird, ist die Dosis schnell zu hoch. Da Fruchtzucker in der Herstellung preisgünstiger ist und eine höhere Süßkraft hat als Rohrzucker, wird er in der Lebensmittelherstellung häufig verwendet, gerade für kalorienreduzierte Nahrungsmittel. Das Problem: "Der Mensch kann nur eine relativ geringe Menge Fruchtzucker pro Stunde verstoffwechseln. In größerer Menge verträgt unser Körper Fruktose nicht gut", sagt Dr. med. Birgit Hildebrandt vom Helios Prevention Center (HPC). Gemeinhin gilt eine Dosis von 25 Gramm Fruktose pro Mahlzeit als unbedenklich – bereits der Genuss eines zuckerhaltigen Getränks, das oftmals 40 Gramm Fructose enthält, kann zu Bauchschmerzen oder Durchfall führen. "Wird Fruchtzucker regelmäßig in größerer Menge gegessen und/oder getrunken, kann es zum Beispiel zu Übergewicht, Bluthochdruck oder Gefäßverkalkungen kommen", so Dr. Hildebrandt. "Grund genug, für Diabetiker Fruktose überhaupt nicht mehr als Zuckerersatz zu empfehlen." Bei der Kalorienmenge besteht übrigens kein Unterschied: Beide Zuckerarten liefern vier Kilokalorien pro Gramm.

Sind viele Eier ungesund?

Kaum ein Mythos hält sich hartnäckiger als der, dass mehr als zwei Eier pro Woche schlecht für den Cholesterinspiegel und somit ungesund für Arterien und Herz-Kreislaufsystem sind. Selbst von manchen Fachgesellschaften wird dieser Grundsatz noch verbreitet. Eine eindeutige wissenschaftliche Grundlage dafür gab es aber nie. "Sicher ist hingegen, dass das Essen von Eiern den Cholesterinspiegel gesunder Menschen so gut wie gar nicht beeinflusst", sagt Dr. med. Birgit Hildebrandt, Leiterin der Helios Prevention Center (HPC). Das liegt vor allem daran, dass der menschliche Organismus die eigene Cholesterinproduktion sofort drosselt, wenn er über den Darm eine größere Menge geliefert bekommt. Und auch die Aufnahme über den Darm ist begrenzt, so dass eine Überdosierung bei gesunden Menschen praktisch nicht vorkommt. "Einzig bei Diabetikern, die ihren Blutzucker nicht gut eingestellt haben, gilt weiterhin die Empfehlung, nicht mehr als zwei Eier pro Woche zu essen", sagt Dr. Hildebrandt. Für alle anderen gilt: Eier sind reich an gesundem Eiweiß und enthalten Vitamin D, B und K, Mineralien, Jod und Lecithin. Durch den hohen Eiweißanteil sorgen sie darüber hinaus für eine lange Sättigung.

Fördert Schnaps die Verdauung?

Den Griff zu einem Gläschen Schnaps, kann man sich nach einem fetthaltigen Essen sparen. "Zwar lockert der Alkohol kurzfristig die Magenmuskulatur, er lindert aber nicht das unangenehme Völlegefühl und hilft nicht der Verdauung", sagt Prof. Dr. med. Christian Prinz, Chefarzt der Gastroenterologie am Helios Klinikum Wuppertal. "Der Alkohol verdünnt nicht das fette Essen, sondern die Magensäure, die eigentlich die Fette verdauen soll." So kann Schnaps die Nahrungsverwertung sogar verzögern. "Am schnellsten verdauen Sie, wenn Sie nach dem Essen auf Alkohol verzichten und stattdessen Wasser trinken. Gegen das Völlegefühl kann ein Spaziergang an der frischen Luft helfen." Anders beim Aperitif: "Sherry, Portwein oder Prosecco regen den Magen zur Absonderung von Magensaft an, stimulieren die Verdauung und steigern das Geschmackserlebnis", sagt Prof. Prinz.

Ist Margarine gesünder als Butter?

Wer jeden Morgen Margarine aufs Brot schmiert und meint, das sei gesünder als Butter, irrt: Bisher belegt keine wissenschaftliche Untersuchung, dass Margarine gesundheitliche Vorteile gegenüber Butter hat – auch wenn manche Werbung dies suggeriert. Butter ist ein Naturprodukt und enthält natürliche Vitamine und Fettsäuren, die Energie liefern. Margarine ist dagegen industriell hergestellt und enthält vorwiegend pflanzliche Fette und Wasser oder Magermilch. Beide Streichfette haben fast die gleiche Anzahl an Kalorien. Gesunde Menschen können also nach Geschmack entscheiden. „Wer allerdings unter erhöhten Blutfettwerten leidet, sollte tatsächlich besser Pflanzenmargarine wählen, weil Butter den Cholesterinspiegel erhöht“, erklärt Prof. Dr. Christian Prinz vom Helios Klinikum Wuppertal. In diesem Fall sollte man jedoch darauf achten, dass die Margarine keine Transfettsäuren, also gehärtete Fette, enthält. Diese entstehen, wenn flüssiges Öl gehärtet wird, und können sich negativ auf den Cholesterinspiegel auswirken.

Entwässert Kaffee den Körper?

Lange Zeit war der Mythos, dass Kaffee den Körper entwässert, weit verbreitet und wurde von der Wissenschaft unterstützt. "Betrachtet man den Wasserhaushalt im Körper, ist es jedoch irrelevant, ob jemand ein Glas Wasser trinkt oder die gleiche Menge an Kaffee", sagt Dr. Scott Oliver Grebe, Nierenspezialist am Helios Klinikum Wuppertal. Kurzzeitig kann Koffein zwar die Filterfunktion der Nieren stimulieren, so dass der Kaffeetrinker früher austreten muss als der Wassertrinker. Die Urinzusammensetzung und -menge ist bei beiden Flüssigkeiten jedoch nahezu gleich. Bei Durst ist jedoch Wasser immer zu bevorzugen, da zu viel Koffein den Blutdruck erhöhen kann. Wer regelmäßig mehr als acht Tassen Kaffee trinkt, dessen Körper gewöhnt sich allmählich an die Dosis mit der Folge, dass die Effekte des Koffeins nicht mehr so ausgeprägt sind und sogar leichte Entzugserscheinungen auftreten können. "Als unbedenklich für den Körper gelten zirka 150 bis 300 mg Koffein täglich, also bis zu drei Tassen Kaffee", sagt Dr. Grebe.