Rainer Grimm

Rainer Grimm

Von 100%-iger Hilfsbedürftigkeit zu einem selbst bestimmten Leben.

Rainer Grimm kam im Mai 2016 in unsere Klinik.  Nach einer Operation der Halswirbelsäule und überstandenen Wundinfektion waren seine Extremitäten nicht bewegungsfähig. Aufrechtes Sitzen war für Ihn ebenfalls unmöglich. In diesem Zustand wäre eine selbstbestimmte Lebensführung nicht möglich gewesen. Rainer Grimm  war zu 100% von der Hilfe anderer abhängig  und musste rund um die Uhr pflegerisch betreut werden.

Vor seiner Erkrankung war Rainer Grimm die gute Seele des Bauhofs seiner Heimatgemeinde Niederwiesa bei Chemnitz. In seiner Freizeit bastelte der zweifache Vater kleine Holzpyramiden. Ein Hobby, was sein Höchstmaß an feinmotorischem Geschick erfordert.

Seine Erkrankung führte ihn weit weg von all dem.

„Ich war gefangen in mir selbst und hilflos. Diese Hilflosigkeit machte mir Angst. Als ich nach Pulsnitz kam, hatte mich jeder Mut verlassen. Ich würde beinahe sagen, dass ich resigniert habe. Meine Physiotherapeutin Frau Adamek, Oberärztin Grünewald und die Schwestern und Pfleger ließen diese Resignation aber nicht zu – zum Glück.“

Die Therapie begann. Erst mit kurzem Aufrichten und Mobilisieren des Herzkreislaufsystems. Dann mit Bewegungs- und Kraftübungen. „Besonders das MTT und das Fahrradergometer-Training taten mir gut. Ich merkte, wie die Kraft zurückkehrte. Frau Adamek ließ mich auch in den Formtiefs, die immer mal wiederkehrten, nicht alleine. Durch ihre ständige Motivation und Ermutigung habe ich laufend Fortschritte gemacht.“

Besonders nervös war er beim Therapieangebot „freies Werken“. Würden es seine motorischen Fähigkeiten erlauben, wieder dem Pyramidenbau nachgehen zu können? „Anfänglich machte mir der Kreislauf einen Strich durch die Rechnung, aber es ging mit der Zeit ziemlich gut. Sehr filigrane Arbeiten gehen sicher noch nicht und an der Ausdauer fehlt es noch, aber ich bin motiviert, dass ich diese Hürde auch noch nehme.“

Nach zwölf Wochen intensiver Therapie kann Rainer Grimm pünktlich zu seinem 60. Geburtstag seinen Reha-Aufenthalt in Pulsnitz beenden. Intensiv wurde auf diesen Tag hingearbeitet. Die Aufgaben des täglichen Lebens mussten neu gelernt und trainiert werden. Mit viel Geduld fördern und fordern Schwestern und Pfleger: „Wir ermutigen unsere Patienten beständig, die wichtigsten Handgriffe der Körperpflege und der Beköstigung selbst zu machen, auch und gerade an den Tagen mit Formtief. Wir möchten ihr Selbstvertrauen stärken und ihnen damit ein Stück Selbstbestimmheit, Unabhängigkeit und damit Würde zurückgeben", sagt die leitende Stationsschwester Sylvette Franke.

Heute kann Herr Grimm seinen Lebensalltag vollständig selbst bestreiten. Er ist in der Lage, die Anforderungen der Selbstversorgung ohne die Hilfe anderer zu meistern. Einige Schritte schafft er bereits ohne den Rollstuhl. Und ganz feste Ziele hat er: Er möchte in seinen Beruf als Mitarbeiter des Bauhofes zurückkehren. „Das schaffe ich, wenn auch nicht in gleichem Umfang wie bisher, aber ich liebe meine Arbeit und will mich gerne einbringen.“

Gemeinsam mit dem Sozialdienst wurde die Heimkehr akribisch vorbereitet. Seine Tochter ist dankbar für die Hilfe und Beratung, die sie erfuhr. Es fühlen sich nun alle gut gerüstet für den großen Tag.

„Ich bin den Ärzten und Therapeuten sehr dankbar. Ich bin guten Mutes und freue mich auf zu Hause. Schwester Sylvette und dem Team der Station 3 widme ich meine erste selbstgebaute Pyramide nach der Krankheit und wenn es klappt, bringe ich sie persönlich vorbei – als Dank für alles.