Große Schritte für ein kleines Mädchen

Große Schritte für ein kleines Mädchen

Den Jahreswechsel 2013/2014 werden Tuana und ihre Eltern nicht vergessen. Wie immer parkte ihre Mutter das Auto nach den Einkäufen gegenüber dem Wohnhaus. Beim Überqueren der Straße wurde die damals Sechsjährige von einem Auto erfasst.

„Als sie auf der Straße lag, war Tuana ohnmächtig. Äußerliche Verletzungen konnte man nicht sehen“, erinnert sich ihr Vater. Mit dem Hubschrauber wurde das Kind in die Düsseldorfer Universitätsklinik gebracht, wo man schnell ein geschlossenes Schädel- Hirn-Trauma dritten Grades diagnostizierte. Eine sofortige Operation war notwendig. Neun Wochen verbrachte Tuana, größtenteils im Koma, zunächst auf der Intensivstation, später auf der neuropädiatrischen Station der Uniklinik.

Der Sozialdienst empfahl Tuanas Eltern eine Rehabilitation in der VAMED Klinik Hattingen, da man dort über eine neuropädiatrische Abteilung verfüge, die unter anderem auf Schädel-Hirn-Traumata bei Kindern und Jugendlichen spezialisiert sei. Im Rollstuhl kam Tuana, die seit einem halben Jahr die erste Schulklasse besucht, nach Hattingen. Das Mädchen reagierte nicht auf Ansprache, konnte den Kopf nicht gerade halten, nicht sprechen und musste mit einer Sonde ernährt werden.

Während der Rehabilitation in Hattingen wird Tuana täglich von ihren Eltern begleitet, ihre Mutter als Begleitperson mit auf ihr Zimmer aufgenommen. Mit Krankengymnastik, Ergo- und Sprachtherapie versuchen die Therapeuten und Neurologen Tuana zurück ins Leben zu holen. Sie haben Erfolg. Tuana macht schnelle Fortschritte. Sie kann wieder laufen und selbstständig Nahrung zu sich nehmen. „Auch ihr Verstand ist plötzlich wieder da“, sagt ihr Vater, der während dieser Zeit im Beruf pausiert. „Ich kann die beiden einfach nicht alleine lassen und möchte sie jeden Tag sehen.“ Nach den Therapien bleibt für die Familie Zeit, die landschaftlich reizvolle Umgebung der Fachwerkstadt Hattingen zu erkunden.

Der Therapieplan von Tuana wird kontinuierlich nach ihren Bedürfnissen und Fortschritten angepasst. Sie erhält zusätzlich Kunst- und Gartentherapie. Während des gesamten Aufenthalts werden die Siebenjährige und ihre Eltern von den Psychologen der Reha-Klinik betreut. In der klinikeigenen, staatlich anerkannten Schule erhält Tuana täglich Schulunterricht. „Ihr Steckenpferd ist Mathe“, sagt einer der Lehrer. An den Wochenenden dürfen Tuana und ihre Eltern zur Belastungserprobung nach Hause, um zu erfahren, wie sie sich in der häuslichen Umgebung mit der neuen Lebenssituation zurechtfinden.

„Ihre volle Aufmerksamkeit ist wieder da, sie kann laufen, sprechen und wieder lachen. Fast wie vor dem Unfall“, sagt ihr Vater. Das sei mehr, als sich die Eltern erhofft haben. Schon bald wird Tuana ihre Schulausbildung fortsetzen. Für die Eltern ist ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen und auf Tuana wartet auch noch eine Überraschung. Die VAMED Klinik Hattingen hat das Mädchen bei dem Verein wünschdirwas e. V. aus Köln für die Erfüllung eines Herzenswunsches vorgeschlagen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Tuana Micky Maus und Goofy im Disneyland Paris trifft.

Funktionsstörungen und Reha-Ziele

Funktionsstörungen

  • Tetraspastik
  • Schielen
  • Schluckstörungen mit der Unfähigkeit zur Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme
  • Immobilität
  • Aphasie
  • Tracheotomie
  • Unterschenkelfraktur links mit Kompartmentsyndrom
  • frühe Remissionsphase des apallischen Durchgangssyndroms

Ziele der neurologischen Reha

  • Verbesserung der Wahrnehmung
  • Mobilisierung in den Rollstuhl
  • Anbahnen des freien Sitzens
  • (non)verbale Kommunikationsanbahnung
  • Anbahnen des Stehens
  • Anbahnen des Gehens
  • Anbahnen des Sprechens
  • Orale Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme