Indikationen zur CI-Rehabilitation
Das Ausmaß des Erfolges einer CI-Implantation hängt dabei einerseits von den medizinischen und technischen Voraussetzungen vor und bei der Implantation ab, z.B. Dauer der Ertaubung vor Implantation oder anatomischen Gegebenheiten im Innenohr (Schnecke). Andererseits ist unbestritten, dass das anschließende Hörtraining den entscheidenden Parameter bei der Anpassung und Ausnutzung der Möglichkeiten des Sprachprozessors darstellt. Während ein Teil der Patienten durch ambulante logopädische Therapie postoperativ und die akustischen Herausforderungen des Alltags eine gute Rehabilitation erfährt, gelingt anderen CI-Trägern dies nicht auf Anhieb. Insbesondere
- bei älteren Menschen,
- bei längerer Dauer der hochgradigen Hörbehinderung vor Implantation,
- bei Menschen, deren Muttersprache nicht deutsch ist sowie
- bei Mehrfachbehinderten
sind intensives Training sowie ein individueller abgestimmter Therapieplan Voraussetzungen, um die Möglichkeiten zur verbesserten und erleichterten Kommunikation nach der Implantation ausschöpfen zu können.
Eine zweite Notwendigkeit der Rehabilitation stellt die Tatsache dar, dem CI-Träger realistische Möglichkeiten der CI-Funktion aufzuzeigen. Dabei müssen manchmal auch Hoffnungen und Wünsche, die mit der Implantation verbunden waren, von erreichbaren Fortschritten und Zielen beim Verstehen abgegrenzt werden. Häufig relativiert sich die eigene Erwartung auch durch den Vergleich mit anderen CI-Trägern. So wird nicht jeder nach einer CI-Implantation in einer bestimmten Zeit dieselben Möglichkeiten in der Verbesserung der Kommunikation mit dem CI erfahren können, weil vor der Implantation auch die Voraussetzungen gänzlich unterschiedlich waren. So kann ein CI-Träger schnell wieder telefonieren, ein anderer vielleicht sogar Musik hören oder selbst ein Instrument spielen, während ein dritter sich beim offenen Sprachverständnis noch schwer tut. Hier die individuellen Möglichkeiten des Einzelnen zu schulen und zu verbessern ist Aufgabe und gleichzeitig wichtiger Therapieinhalt der CI-Rehabilitation.
Viele CI-Trägerinnen/-Träger berichten darüber hinaus über eine große Erwartungshaltung ihrer Umgebung, mit der sie nach der Implantation konfrontiert werden. „Du hast doch jetzt ein CI, da kannst Du doch wieder hören“, bedeutet meist das Ende der Rücksichtnahme von Angehörigen und Kollegen. Auch nach der Implantation sind CI-Träger aber nicht „gut“-hörend oder -verstehend, sondern werden weiterhin auf eigene Fähigkeiten wie Mundabsehen sowie Unterstützung durch Mundbild, Mimik und Gestik der Kommunikations- Partner angewiesen sein. Deshalb möchten wir den Betroffenen auch helfen, Ihre Möglichkeiten und Grenzen neu zu definieren. Konflikte, die sich aus der übersteigerten Erwartung Ihrer Umgebung und resultierender Abnahme der Rücksicht ergeben, sollen angesprochen und Lösungswege entwickelt werden. Aufgrund der Erfahrungen mit Möglichkeiten und Grenzen einerseits der technischen Seite der Sprachprozessoranpassung und andererseits bei seinen sozialen Kontakten, schwanken viele CI-Träger nach der Implantation häufig zwischen Euphorie und Resignation.
Prinzipiell gibt es keinen „besten“ Zeitpunkt nach der Implantation für eine CI-Rehabilitation. Als häufig gewählter und auch nachvollziehbarer sinnvoller Zeitpunkt hat sich ein Abstand von einigen Monaten zur ersten Sprachprozessor-Anpassung bewährt. Aber auch eine Teilnahme nach einigen Jahren zum „Feintuning“ erscheint zu einer weiteren Verbesserung der Möglichkeiten in der Nutzung des Cochlear-Implants zu führen. Am Ende bleibt es immer eine individuelle Entscheidung des Betroffenen, seines Umfeldes und der ihn betreuenden Therapeuten über eine solche CI-Rehabilitation eine verbesserte Ausschöpfung der Möglichkeiten des Implantates zu versuchen. Erfahren Sie mehr über die Therapieziele.